Schatz, bist du bereit?
Von Redaktion, veröffentlicht am 10.08.2015
Sex ist eine feine Sache. Nur blöd, dass Sex, vor allem leidenschaftlicher (!) Sex, auf Dauer nicht mehr so leicht zu haben ist, wie das in der ersten Phase des Verliebtseins möglich war. Lust meldet sich bei den Partnern schließlich nicht immer gleichzeitig. Viel oder wenig, zu viel oder zu wenig – wenn es um Sexualität geht, sind die Maßstäbe individuell. Aber was tun, wenn SIE darüber klagt, dass ER immer „zu viel“ Sex will? Paartherapeut Michael Mary beschäftigt sich in seinem neuen Ratgeber „Der Beziehungscode“ (GU Verlag) mit typischen Verhaltensweisen von Männern in Beziehungen und damit, wie Frauen positiv darauf Einfluss nehmen können. Klingt spannend? Ist es auch! Hier kommen seine besten Tipps:
Wenn der Mann zu viel Sex will… Was steckt eigentlich dahinter?
- Ganz unabhängig vom Partner kann sich die Bedürfnislage der Frau ändern. Das ist beispielsweise oft in der ersten Zeit nach der Geburt eines Babys der Fall. Dann steht einer Frau weniger der Sinn nach körperlicher Nähe, weil sie davon schon „zu viel“ mit dem Kind hat. Und nun rückt ihr zu allem Überfluss auch noch der Partner ständig „auf die Pelle“. Es kann aber auch sein, dass die Bereitschaft der Frau, sich auf Sex einzulassen, aus Gründen eingeschränkt ist, die mit dem Verhalten des Partners zu tun haben. Vielleicht verweigert sie, weil sie sich in der Partnerschaft nicht ausreichend gewürdigt fühlt…
- Möglicherweise „denkt“ der Mann beim Sex in erster Linie an sich. Er spürt sein drängendes Verlangen und sucht dessen Befriedigung. Aus diesem „persönlichen Druck“ heraus gehen viele Männer ohne böse Absicht davon aus, die Partnerin würde genauso empfinden. Und schwupps, gibt der Mann vor, wie es im Bett zu laufen hat. Und sie? Fühlt sich nicht gemeint, sondern benutzt. Eine Frau in der Beratung von Michael Mary fasste dieses Empfinden mit den Worten zusammen: „Er masturbiert in mich hinein.“
- Nicht wenige Männer halten sich für absolute Spezialisten, wenn es darum geht, die Partnerin sexuell zu beglücken. Sie fragen nicht nach, was ihr gefällt und was sie nicht mag, sondern bilden sich ein, sie hätten alles im Griff.
Drei Dinge, die Frau besser NICHT tun sollte:
1. Ihm ausweichen
Oft tendieren Frauen, die sich sexuell bedrängt fühlen dazu, der Situation zu entkommen. Sie erfindet Ausflüchte („Schatz, ich hab‘ Kopfschmerzen“) oder vertrösten ihren Partner auf später. Ruck, zuck wird Sex zur Verpflichtung, was für den Spaß im Bett nicht gerade förderlich ist.
2. Ihn zurückweisen
Eine Frau, die keinen Sex will, lehnt nicht unbedingt den Sex an sich ab. Oft will sie nur etwas ganz Bestimmtes nicht. Wenn sie dies aber nicht deutlich macht, sondern ihm lediglich zu verstehen gibt, was er nicht tun soll, fühlt er sich verständlicherweise persönlich abgelehnt. Schließlich hat er nun mal seine Bedürfnisse und keinen Knopf, an dem er sie einfach abstellen kann.
3. Ihn abwerten
Wenn oben genanntes Zurückweisen nicht ausreicht, gehen Frauen mitunter noch einen Schritt weiter und setzen auf Beleidigungen. Ob nun bewusst oder unbewusst, sei mal dahin gestellt. Dann wird der andere schnell mal als „sexsüchtig“ oder „notgeil“ abgestempelt. Logische Folge: Der Partner fühlt sich abgewertet.
Die Lösung
Auf der einen Seite ist also der drängende Mann und auf der anderen Seite die abweisende Frau. Er versucht verzweifelt, einen Fuß in die Tür zum Raum namens „Sex“ zu kriegen, sie versucht, die Tür zuzuhalten. Je stärker er gegen die Tür drückt, desto fester hält sie dagegen. Jeder hat nur sich selbst im Blick, aber in keiner Sekunde den anderen. Kann so etwas förderlich für eine Beziehung sein? Richtig, die Antwort lautet: nein!
Öffnet die Türen und seht euch in die Augen!
Den Partner im Blick zu haben – das bedeutet für die Frau keineswegs, ihm „sexuellen ergeben“ zu sein. Es heißt vielmehr, ihm auf der Basis seiner Bedürfnisse zu begegnen. Bleiben wir beim Bild mit der Tür: Öffnet die Frau sie, ohne ihn jedoch eintreten zu lassen, können Sie sich beide an der Schwelle gegenüber treten und einander sagen, was im Raum „Sex“ so belastend ist.
Sprecht Klartext miteinander!
Es reicht nicht, dem Partner zu sagen: „Ich habe keine Lust auf Sex.“ Deutlicher dagegen ist es, ihm Folgendes klarzumachen: „Ich schlafe nicht mit dir, weil ich das Gefühl habe, du willst dich an mir befriedigen.“ Oder: „Ich bin sauer auf dich, ich will dir jetzt nicht nahe sein.“ Solche Klarstellungen können dazu beitragen, bestehende Hindernisse beiseite zu räumen.
Zeigt Eure Sehnsüchte!
Oft macht eine Frau irgendwann deutlich, was sie beim Sex nicht will. Dadurch weiß er allerdings noch lange nicht, was sie stattdessen möchte. Frauen meinen oft, der Mann könnte bitteschön von selbst drauf kommen, was sie im Bett antörnt. Aber er kann nun mal keine Gedanken lesen. Also, liebe Frauen, lasst Euren Partner doch bitte wissen, welche Berührungen bei euch für Höhenflüge sorgen. Teilt eure sexuellen Fantasien! Zu peinlich? Dann schildert sie in der dritten Person, etwa so: „Ich träume manchmal davon, spontan überrascht zu werden. Jemand taucht plötzlich auf, fesselt mich ans Bett und verwöhnt mich ganz sanft mit dem Mund…“ Auf diese Art erfährt der andere ganz nebenbei die erotischen Sehnsüchte des Partners, ohne sich verpflichtet zu fühlen, sie erfüllen zu müssen. Praktisch, oder?