Toys statt Tupper
Von Nele, veröffentlicht am 28.12.2015
Auf dem Tisch stapeln sich schon die vibrierenden Helden des Abends. Kleine, große, genoppte, gebogene. Ich bin perfekt vorbereitet, stecke in Hotpants und High Heels, den Busen bis knapp unters Kinn geschnürt. Soll schließlich soll niemand denken, ich würde Dinge wie diese zum ersten Mal tun.
Tue ich aber. Ich bin heute zu Gast auf einem dieser Toy-Abende, die ähnlich funktionieren wie Tupperpartys. Frauen treffen sich, trinken Sekt und tauschen sich über die neusten Produkte aus. Nur kauft man am Ende eben keine Küchen- sondern Sexgeräte.
Unsere Dildo-Fee heißt Lyn. Eine durchaus attraktive Frau um die 50, die im erotischen Spielzeugland ein alter Hase ist. Zur Begrüßung drückt sie jedem von uns erst mal ein Willkommens-Präsent in die Hand. In der Tüte steckt ein „Tussi-Likör“ und ein erotisches Hörbuch.
Keine fünf Minuten später geht der Spaß auch schon los. Der erste Kandidat, der herumgereicht wird, sieht aus wie ein Badewannenspielzeug für Kinder. Der vorwitzige Regenwurm namens „Wanda“ hat am Schaft einen großen Saugknopf. Man könnte das Ding theoretisch also auch als Deko an den Wandspiegel pinnen.
Aber zurück zum Thema. Lyn hat allerhand spannende Insider-Infos auf Lager. Ich wusste beispielsweise nicht, dass Reiterinnen den besten Beckenboden haben und wie wichtig die „Reinrutschsicherung“ bei Analdilos ist. „Niemals einen ohne hinten einführen“, mahnt Lyn mit ernster Miene. „Der Schließmuskel sorgt dafür, dass Ihr den nicht wieder rauskriegt – nur im Rahmen einer Darmspiegelung. Ist ein Klassiker in Klinik-Notaufnahmen…“
Fröhlich wandern die Toys durch die Hände. Von realitätsgetreuen Silikon-Penissen bis zum futurischen Hight-Tech-Rammlern ist alles vertreten. Ein Vibrator kommt in perfekter Tarnung daher. Er sieht aus wie ein Lippenstift und lässt sich per USB-Stick aufladen. Den könnte ich mir sehr gut als Reisebegleiter vorstellen… Ebenfalls dezent und optisch ansprechend: die Spaßmacher der Firma Lelo, die es wahlweise sogar mit kabelloser Fernbedienung gibt. Wir testen, fühlen und halten uns die Spielzeuge an die Nasenspitze, denn die ist, wie Lynn uns lehrt, die „sensibelste Stelle des Körpers.“ Im Laufe des Abends kristallisiert sich ganz klar ein Star heraus: der „Stronic“, ein Pulsator der Firma Fun Factory, der nicht einfach nur vibriert, sondern rhythmische Stoßbewegungen drauf hat. Auch Lyn ist ein großer Fan von den Teil. Überhaupt merkt man an ihrer Reaktion immer sofort, welche Spielzeuge zu ihren persönlichen Favoriten zählen. Immer, wenn sie einen ihrer Lieblinge in der Hand hält, beginnen ihre Augen zu leuchten und sie streicht besonders verzückt über die Oberfläche.
Als nächstes bekommen wir Kerzenwachs auf die Finger geträufelt. Und Gleitgel. Und Puder, das frisch rasierte Genitalien beruhigen soll und wie Huba-Bubba-Kaugummi riecht. „Das könnt Ihr bedenkenlos ablecken“, beteuert Lyn. Vorsichtig tauche ich meine Zungenspitze hinein. Bäh, pappsüß! Ich bezweifle, ob ich das Zeug wirklich auf der Haut haben, geschweige denn, damit etwas flutschiger machen will.
Zum Abschluss stellt und Lyn noch ein Toy für den Mann vor. Das Ding erinnert mich irgendwie an einen Tischstaubsauger und ich frage ehrlich, wie um Himmels Willen der Penis in die winzige Öffnung passen soll. Aber Lyn kann nach gründlicher Recherche beschwören, dass „das geht und sich alles mit dehnt!“
Langsam aber sicher neigt sich der Abend dem Ende zu. Wir hinterlassen jede Menge leere Sektflaschen, einen Haufen weißer zerknüllter Taschentücher und das ein oder andere Kreuzchen auf Lyns Bestellzettel. Gut 1000 Euro Umsatz hat unsere Dildo-Fee heute gemacht und die Gastgeberin bekommt als Dankeschön einen Vibrator geschenkt.
Mein Fazit des Abends: Wirklich nett war’s und selten wurden meine Hände so gut durchblutet. Was nicht verwunderlich ist, wenn man innerhalb von zwei Stunden 20 Vibratoren streichelt. Ich habe jede Menge tolle Mädels kennengelernt – und natürlich auch jede Menge spannende Sextoys. Drei von ihnen trage ich nun in meiner Einkaufstüte nach Hause. Und ich bin gespannt, ob die sich außerhalb der Nasenspitze auch so gut anfühlen…
P.S. Bei Beate Uhse gibt‘s übrigens auch Dildoabende, die Ladies Night…
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