Neulich im Zugabteil…
Von Nele, veröffentlicht am 17.04.2017
Verträumt schaue ich aus dem Fenster, lausche der Musik, die aus dem MP3-Player in mein Ohr dringt: Marvin Gaye, „Sexual Healing“. Ich liebe diesen Song! Langsam setzt die Abenddämmerung ein. Der Zug rattert über vereinsamte Gleise. Menschenleer ist auch das Abteil, in dem ich sitze. „Sexual Healing“ summe ich leise mit, als sich plötzlich die Abteiltür öffnet. „Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?“ Ein großer, schlanker Mann steht vor mir. 3-Tage-Bart, dunkelblaues Sakko, eine gewagt gemusterte Krawatte. Er lächelt. Ein Lächeln, das mich sofort fesselt. „Natürlich“, antworte ich etwas verlegen, stecke den Player zurück in die Tasche und nehme die Beine vom gegenüberliegenden Sitz.
Verstohlen mustere ich den Fremden. Beobachte aus dem Augenwinkel wie er seine Aktentasche auf den Sitz neben die Tür stellt und schräg gegenüber von mir Platz nimmt. Seine seegrünen Augen tasten millimeterweise über meinen Körper. Verunsichert zupfe meinen Rock zurecht. Die Luft zwischen uns knistert und sein Blick macht mich nervös. Vorm Abteilfenster ist es inzwischen stockdunkel, vereinzelt rasen kleine Lichtpunkte vorbei. Im schalen Licht der Notbeleuchtung spiegelt sich sein Körper. Als er sein Jackett ablegt, erspähe ich muskulöse Oberarme, die sich durch sein Hemd abzeichnen.
„So spät noch unterwegs?“, fragte er. Wieder dieses Lächeln. „Sieht ganz danach aus“, entgegne ich mit fester Stimme, obwohl ich innerlich pulsiere. Hitze schießt mir ins Gesicht. Er richtet sich langsam auf, geht zur Tür und zieht die Vorhänge zu. „Ist das in Ordnung?“ fragt er und seine Augen beginnen plötzlich zu funkeln. „Ja“, antworte ich. Diese erregende Spannung ist kaum zu ertragen. Lesen. Vielleicht sollte ich etwas lesen. Das wird mich auf andere Gedanken bringen. Ich stehe auf, will mir gerade das Buch oben aus der Gepäckablage angeln, als der Zug mit einem heftigen Ruck zum Stehen kommt. Ich verliere das Gleichgewicht, taumle und falle rücklings direkt in seinen Schoß. Oh mein Gott, wie peinlich!
„Nicht so stürmisch, junge Dame“, scherzt er, und als ich mich umdrehe sehe ich direkt in seine Augen, die lüstern blitzen. Ehe ich mich versehe, berühren sich unsere Lippen, treffen sich unsere Zungenspitzen. Ich rieche sein Aftershave. Herb duftet es. Männlich. Mein Puls rast. Ich öffne wie in Trance sein Hemd, streifte es ab. „Du bist schön“, flüstert er, küsst meinen Hals, schiebt meinen Rock genüsslich nach oben. Langsam. Millimeter für Millimeter wandern seine Hände die Innenseite meiner Oberschenkel entlang. Ich merke, wie ich feucht werde. Und jetzt wo seine Finger meinen Slip erreichen, weiß auch er, wie sehr mir das, was er tut, gefällt.
Seine Hand verschwindet zwischen Stoff und Haut. Er zieht das dünne Höschen an meinen Beinen hinunter und streift es mir über die Füße. Der Zug rollt wieder los. Ich schließe die Augen, höre wie er den Reißverschluss seiner Hose öffnet. Ratsch. Dann drängen seine Muskeln hart und verlangend gegen meine Körper. Meine Finger bohren sich in den Sitz, als er beginnt, sich im Rhythmus des fahrenden Zuges in mir zu bewegen. Auf. Ab. Auf. Ab. Seine Haut schmeckt salzig. Ich muss mich beherrschen, um vor Verlangen nicht laut aufzuschreien. Passiert das wirklich? Draußen rauscht die nächste Stadt vorbei. Drinnen sein heißer Atem an meinem Ohr, der mit jeder Sekunde schneller geht. „Sehr geehrte Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir unseren Endbahnhof“, schallt es aus den Lautsprechern. Schneller. Tiefer. Endstation. Meine Gedanken fahren Achterbahn. Gleich sind wir da. Gleich. Gleich. Jetzt.
Als ich aus dem Zug steige, fährt ein kalter Windhauch meine Oberschenkel entlang. Er hatte es sich nicht verkneifen können, ein kleines Souvenir mitzunehmen.
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